GESCHAFFT !!!

darmstadt

Die Anspannung abgelegt, der Kopf wieder einigermaßen klar und den Elektrolytehaushalt mehr oder weniger wieder aufgefüllt. Was für ein Nervenkrieg am Sonntag Nachmittag am Böllenfalltor in Darmstadt. Literweise Angst und Wasser geschwitzt und gegen 17.20h dann endlich die Erlösung – wir bleiben drin. Keine Tour nach Großaspach, kein Atzengeballer gegen die Kogge und keine Spiele gegen irgendwelche U23-Vertretungen erfolgsstrebender Bundesligisten.

Unsere Reise nach Darmstadt begann bereits am frühen Samstagmorgen. Gespickt mit ordentlich guter Laune, selbstgemachter Maibowle und einem Geburtstagskind im Gepäck machten sich 12 Blocknachbarn, 1 Budenknäuel & 1 „Unorganisierter“ auf den Weg Richtung Süden. Ohne besondere Vorkommnisse checkten wir pünktlich zum Anpfiff des letzten Bundesligaspieltags im Hotel ein und fletzten uns in die Hotelbar. Die ausgelassene Stimmung und Vorfreude auf das bevorstehende Dinosterben verflachte im Laufe der 90 Minuten zunehmends. Schuld daran waren 11 blau-weiße Null Bock Würstchen aus Gelsenkirchen, die sich über den Rasen in Mordor quälten und dem HSV tatsächlich 3 Punkte auf dem Silbertablett servierten. Gott sei Dank gibt es ja noch einen Daniel Ginczek, der uns in der Saison 12/13 mit seinen Toren ebenfalls gepflegt den Allerwertesten gerettet hat. Sein Siegtor für den VfB Stuttgart in Paderborn, bedeutet zumindest ein weiteres Relegationsspiel für die Vorstadt. Diesmal gegen den KSC. Vielleicht endet ja endlich in diesen beiden Spielen die Bundesligageschichte des Dinos. 

Den Abend ließen wir dann bei Äppelwoi und Laternche auf dem Schlossgrabenfest in Darmstadt und diveresen Lokalitäten rundum die Oetinger Villa gemütlich ausklingen.

Am Sonntag ging es ziemlich zeitig zum offiziellen Treffpunkt. Der angekündigte Biergarten entpuppte sich als Outdoor-Mensa mitten auf dem Gelände der örtlichen Universität. Nach und nach trudelten immer mehr St. Paulianer ein. Viele bekannte Gesichter der Breitseite, Forza Sankt Pauli, Budenknäuels – teilweise derbe gezeichnet von der 6-stündigen Sonderzugfahrt. 2 Stunden vor Spielbeginn machten wir uns dann auf Richtung Stadion. Die Anspannung war spürbar. Uns erwartete ein Stadion aus dem „Oldschool-Bilderbuch“ ohne Schnick Schnack – einfach nur wunderschön! Flutlichtmasten die aus dem Boden „wachsen“, mit Unkraut verzierte Treppenstufen und die Gewissheit bei Regen einen nassen Hintern zu bekommen. Leider gibt es von diesen Sportplätzen nicht mehr viele, dabei versprühen sie so viel Charme.

Das Spiel begann von beiden Seiten sehr verhalten. Abtasten, kein großes Risiko eingehen, erstmal abwarten was der Gegner so macht. Chancen waren dementsprechend eher Mangelware. Das Einzige, womit Darmstadt punkten konnte, war ein Übergewicht an Eckbällen. Auf den anderen Plätzen lief für uns bis dato alles nach Plan. 60, Fürth, Aue & Co. lagen alle zurück und so standen wir zwischenzeitlich sogar auf dem 13. Platz. In der 71. Minute war es aber dann soweit. Kempe markierte mit einem direkt verwandelten Freistoß das 1:0 für die Lilien. Ab diesem Zeitpunkt verfolgte man das Geschehen auf dem Platz irgendwie nur noch mit Tunnelblick. Die Aktualisierungstaste am Smartphone wurde permanent gedrückt – leider erfolgslos. Kein Netz! Irgendwann konnte man dann im direkten Umfeld vernehmen, das Aues Torhüter in Heidenheim ausgeglichen hat. Schitte! Ein Tor noch und wir müssten den Weg über die Relegation gegen Holstein Kiel gehen.

Unser Spiel war inzwischen vorbei, der Platz übersät mit jubelenden Darmstädtern, als die frohe Botschaft aus Heidenheim kam. Schluss, Ende, Aus. Platz 15 in der Endabrechnung. Mit einem dunkelblauen Auge dem Abstiegsgespenst entflohen und ein weiteres Jahr 2. Bundesliga. So langsam entspannten sich die Gesichtszüge um einen herum. Zentnerweise Gepäck fiel von den Schultern und die ein oder andere Freudenträne verließ das Auge in Richtung untere Gesichtshälfte. Was für ein Kraftakt in den letzten Wochen, der letztlich belohnt wurde.

Nach einigen Minuten tauschten wir die Tribüne gegen das Spielfeld. Gegenseitige Gratulationen zum Aufstieg bzw. Nichtabstieg wurden ausgetauscht. Es war eine sehr entspannte und überaus freundliche Atmosphäre zwischen den St. Paulianern und Darmstädtern auf dem Feld. Daran änderten auch ein paar Unverbesserliche nix, die kurz nach Abpfiff mit dicken Stierhoden vorm Gästeblock posierten und zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Stinkefinger entdeckt haben.

Auf diesem Wege nochmal eine fette Gratulation zum Aufstieg in Richtung Darmstadt 98. Ihr habt es euch verdient. Was für eine Achterbahnfahrt der Gefühle in den letzten Jahren mit einem großartigen Ende. Mehr Fussballdramatik geht nicht. Rockt die Liga!

Wir verließen irgendwann das Stadion in Richtung Autos und machten uns auf den Weg zum Zwischenstopp nach Hofgeismar, wo bei Gesang & Bier in den Räumlichkeiten eines Mitglieds der Nichtabstieg und Geburtstag einer Blocknachbarin gefeiert wurde.

Nach so einer langen und harten Saison wird es allerhöchste Zeit für die Sommerpause. Doch vorher nochmal ein riesiges Dankeschön in Richtung Ewald Lienen, für seine Arbeit in den letzten Monaten. Zum Ende der Hinrunde hat wohl niemand damit gerechnet, dass mit dieser Mannschaft überhaupt irgendwas möglich ist. Durch deine ehrliche und empathische Art und Weise, hast Du dich jedenfalls innerhalb kürzester Zeit in ziemlich viele braun-weiße Fussballherzen „gespielt“. Die passenden Sticker für Dich sind bereits im Druck. 😉

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